Drei Fragen an…
Drei Fragen an … Eike Gerken, Head of Education Business der HABA-Firmenfamilie
Eike Gerken leitet das Vertriebsteam der HABA-Firmenfamilie im Bereich Kita und Schule. Er und sein Team sind tagtäglich im Austausch mit pädagogischen Fachkräften und Entscheidungsträgern. Sie sind dort unterwegs, wo Menschen direkt mit Kindern arbeiten und sich mit Bildung auseinandersetzen. Wir haben mit ihm über die Studie gesprochen.
Herr Gerken, welches Interesse haben Sie an der Studie?
Wir beschäftigen uns tagtäglich mit dem Thema Bildung, das Eltern, Lehrkräfte und KiTa-Pädagogen gleichermaßen herausfordert. Wir möchten verstehen, was diese Personengruppen bewegt, welche Ansichten sie haben und welche Bedürfnisse. Nur wenn wir wissen, was sie umtreibt, können wir sie bestmöglich unterstützen – Eltern im Familienalltag, genauso wie pädagogischen Fachkräfte bei der Umsetzung des Bildungs- und Förderauftrags.
Wie bewerten Sie die Ergebnisse?
Den Ergebnissen möchte ich eine grundsätzliche Erkenntnis voranstellen. Bildung ist nicht allein die Wissensvermittlung, sondern es geht auch darum, was Kinder mit dem Wissen anfangen können. Vortragen, zuhören und büffeln reicht nicht mehr. Bei den Ergebnissen, die die Zukunftskompetenzen betreffen, gibt es bei den Zielgruppen in Wichtigkeit und Ausprägung zwar Unterschiede, aber eine grundsätzliche Einschätzung haben alle gemeinsam: Medien- und Digitalkompetenz, gute Kommunikationsfähigkeit, interkulturelle Kompetenz, Konfliktmanagement, kritisches Denken und Problemlösekompetenz werden eine große Rolle in der Bewältigung künftiger Herausforderungen spielen. Wie wir diese Kernkompetenzen unseren Kindern am besten vermitteln können, ist für uns die entscheidende Frage.
Was kann die HABA-Firmenfamilie tun und wie kann sie unterstützen?
Was uns sowohl mit Eltern als auch mit Kita-Pädagog:innen und Lehrkräften eint, ist ein gemeinsames Ziel: Wir wollen Kinder dabei begleiten, zu lernen, zu wachsen und die Welt um sich herum zu entdecken.
Ich verstehe uns dabei als Bildungspartner und als Übersetzer von Anforderungen unserer Kunden, denen wir Lösungen für die Bewältigung ihrer Herausforderungen an die Hand geben möchten. Dabei können wir uns aus einer großen Vielfalt bedienen. Wir sind ein Familienunternehmen mit über 80 Jahren Erfahrung und vereinen JAKO-O, Wehrfritz und HABA unter einem Dach. Wir unterstützen unsere Zielgruppen mit diesen Marken auf ganz vielfältige Weise. So fördern wir beispielsweise die Medienkompetenz von Kindern mit dem Lernkonzept Digital Starter oder bieten Lehrkräften Kurse im Bereich Digitale Bildung in der HABA Digitalwerkstatt. Aber auch unsere innovativen Raumkonzepte, Lehr- und Lernmaterialien sowie all unsere Produkte, die auf ganz spielerische Weise Kompetenzen fördern, helfen dabei, dass Kinder spielerisch lernen können.
Drei Fragen an … Stephan Wassmuth, ehemaliger Vorsitzender des Bundeselternrats (BER)
Stephan Wassmuth war von November 2016 bis November 2020 Vorsitzender des BER, der bundesweit organisierten Vertretung der Eltern aller Schulformen. Stephan Wassmuth ist Mitglied des externen Experten-Beirats, der unsere Studie begleitet hat. Der gelernte Diplom-Verwaltungswirt ist verheiratet und Vater von vier Kindern zwischen 14 und 20 Jahren. Wir haben ihn zu den Ergebnissen befragt.
Lieber Herr Wassmuth, welches Interesse hat der Bundeselternrat an der Studie „Lernen bewegt“?
Bereits bei den vergangenen JAKO-O Bildungsstudien konnte sich der Bundeselternrat mit seiner Expertise einbringen. Dabei haben wir als Elternvertreter:innen die partizipative Zusammenarbeit auf Augenhöhe sehr geschätzt. Für uns als Bundeselternrat ist es nicht nur sehr wichtig, gemeinsam mit allen an Schule Beteiligten die Ergebnisse von aktuellen Studien zu sichten und zu bewerten, sondern auch im Vorfeld aktiv an den Fragestellungen mitzuarbeiten, die untersucht werden. Diese Chance hat uns auch die Studie „Lernen bewegt“ ganz wunderbar gegeben.
Wie bewerten Sie die Ergebnisse? Welches Ergebnis hat Sie besonders aufhorchen lassen?
Die Ergebnisse geben einen sehr guten Überblick über die aktuelle Situation an den Schulen und zeigen die zukünftigen Problemfelder und Themen auf, die angegangen werden müssen. Besonders aufhorchen lassen haben uns die Themen, die schon lange auf der Agenda stehen, zum Beispiel „wirtschaftliches Denken und Handeln“. Dieser Bereich kommt in der Schule leider immer noch zu kurz, trotz der vielfältigen Diskussionen hierüber. Gerade die teilweise unterschiedlichen Ansichten der Eltern und der Lehrer dazu, was in der Schule zu kurz kommt, verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig eine enge Zusammenarbeit aller Bildungspartner ist, bei der die gegenseitigen Erwartungen kontinuierlich und partnerschaftlich kommuniziert werden. Schule braucht eine fortlaufend wachsende, gelebte Feedback-Kultur, die spiegelt, was und wie etwas ankommt. Der Erziehungs- und Bildungsauftrag der Zukunft kann nur gemeinsam gestaltet werden und muss zudem immer wieder sachlich und mit gegenseitiger Wertschätzung hinterfragt werden. Dafür sind repräsentative Studien wie „Lernen bewegt“ eine gute Basis.
Welches sind aus Sicht des Bundeselternrats die größten Herausforderungen für die Zukunft der Bildung?
Die Corona-Krise hat die Probleme unseres Bildungssystem noch einmal verstärkt und deutlicher gemacht. Die Kultusministerien müssen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und sich gezielt für die beste Bildung unsere Schüler:innen an allen Schulen bundesweit einsetzen. Die längst bekannten und aktuell brennenden Probleme müssen offen, transparent, ehrlich und vor allem konsequent angegangen werden.
Schule muss sich endlich neu aufstellen und neu organisieren – eine längst überfällige Forderung, die seit Jahrzehnten laut erklingt. Unsere Kinder müssen Kompetenzen erlangen, um gegenwärtigen und zukünftigen Anforderungen erfolgreich zu begegnen. Der zu starre schulische Aufbau, mit seinen überfrachteten und überholten Rahmenlehrplänen, wie ihn die vergangenen und gegenwärtigen Generationen kennen, passt nicht zu den Fragen und Problemen, mit denen unsere Kinder sich heute und in Zukunft auseinandersetzen müssen.
Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen haben uns allen deutlich gezeigt, wo das Bildungssystem in Deutschland heute steht. Digitalisierung wurde unweigerlich in den zentralen Fokus der Bildung gerückt, dadurch wurde dem längst überfälligen und langsamen Digitalisierungsprozess in Deutschland ein immenser Schub verpasst. Neben der Digitalisierung steht ebenso bedeutsam und herausfordernd das Thema Nachhaltigkeit. Der Bundeselternrat ist sich einig: Beide globalen Anforderungen an die Gegenwart und Zukunft dürfen sich nicht ausschließen, sondern müssen sich ergänzen und gegenseitig befördern.