Wer auf der Suche nach einem Kindergarten für sein Kind ist, wird schnell feststellen, dass Kindergarten nicht gleich Kindergarten ist. Dabei unterscheiden sich die Einrichtungen nicht nur hinsichtlich des Betreuungsangebots, sondern auch in Bezug auf das Konzept. Nicht immer ist auf den ersten Blick erkennbar, welches pädagogische Leitbild sich hinter einer Einrichtung verbirgt. Deutschlandweit finden sich in vielen Städten und Gemeinden sogenannte Fröbel Kindergärten. Wir haben die wichtigsten Fakten rund um den Fröbel Kindergarten für Sie gesammelt. So gewinnen Sie einen guten Überblick und können entscheiden, ob das Konzept zu Ihnen und Ihrem Kind passt.
Was ist ein Fröbel Kindergarten?
Friedrich Fröbel – Begründer des Kindergartens
Hinter dem Begriff des Fröbel Kindergartens steht der Namensgeber Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782–1852), der als Begründer des Kindergartens gilt. Als Pädagoge und Schüler Pestalozzis erkannte er die Bedeutung der frühen Kindheit für die Entwicklung eines Kindes. 1840 wurde daraufhin der erste „Allgemeine deutsche Kindergarten“ gestiftet. Mit der Begründung des Kindergartens entstand erstmals eine Betreuungseinrichtung für Kinder, die einem pädagogischen Leitbild mit Bildung und Erziehung folgte und die nicht als reine Bewahranstalt diente.
Fröbel Kindergärten – Konzept und Praxis
In Deutschland, aber auch weltweit, gibt es viele Kindergärten, die nach dem Pädagogen Fröbel benannt sind und seine Pädagogik weiterführen. Der größte Träger ist dabei FRÖBEL e.V., ein freigemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. Bundesweit betreibt FRÖBEL ca. 150 Kindergärten, Horte und Krippen, die sich über das gesamte Bundesgebiet verteilen. Hinzu kommen weitere Initiativen und Vereine, die Kindergärten nach der Fröbelpädagogik betreiben.
Das Ziel: Fröbel erkannte, dass Kinder besonders in der frühen Kindheit gefördert werden sollten, da dieser Lebensabschnitt einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung bildet. Ziel seiner Pädagogik und seines Schaffens war es, Kinder zu einem freien, denkenden und selbsttätigen Menschen zu erziehen. Fröbel Kindergärten greifen dieses Ziel auf und begleiten und unterstützen Kinder auf diesem Weg. Insgesamt verfolgen sie dabei einen ganzheitlichen Erziehungsansatz, der das Ziel hat, Inneres wie Gedanken und Gefühle zu äußern und Äußeres wie Erfahrungen und Wahrgenommenes zu verinnerlichen.
Pädagogisches Leitbild: Zentrale Rolle des Fröbel Kindergartens ist die Selbsterfahrung. In Gruppen und alleine lernen Kinder durch Ausprobieren, Beobachten und Experimentieren am besten. Dabei geht die Fröbel Pädagogik davon aus, dass Bildung nur aus sich selbst heraus möglich ist. Bildung kann also nicht von außen aufgezwungen werden, sondern muss intrinsisch motiviert sein. Gefestigt wird das Erlernte durch Wiederholungen.
Partizipation: Fröbel Kindergärten arbeiten nach dem Prinzip einer Tätigkeitspädagogik, d. h. dass die Kinder nicht belehrt werden, sondern dazu ermuntert werden, selbst und aus freiem Willen heraus mitzugestalten und durch Ausprobieren Neues zu erfahren. Dadurch lernen Kinder nicht nur, sich ihrer Selbst bewusst zu werden, sondern auch andere Mitmenschen und deren Willen zu achten und zu respektieren.
Rechte von Kindern: Fröbel selbst wie auch Fröbel Kindergärten betrachten Kinder als vollwertige Gesellschaftsmitglieder, die unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Kultur und geistiger oder körperlicher Konstitution das Recht auf Bildung haben.
Ganzheitliche Erziehung: Damit Kinder sich frei entfalten können, verfolgt die Fröbelpädagogik eine ganzheitliche Erziehung unter Berücksichtigung aller Bildungsbereiche. Dazu gehört, dass Kinder die Möglichkeit haben, sich z. B. mit folgenden Bereichen zu beschäftigen: Musik, Natur, Kultur & Gesellschaft, Bauen & Konstruieren, Malen & Zeichnen, Fantasie- und Rollenspiele.
Spiel: Spielen gehört nach der Auffassung von Fröbel zu den wichtigsten Elementen der Entwicklung. Hier können Kinder sich ausdrücken, experimentieren und sich Wissen über ihre Welt aneignen. Aus diesem Grund hat Fröbel Spielmaterialien entwickelt, die noch heute verwendet werden. Die Spielmaterialien bestehen aus einem aufeinander aufbauenden System von Spielgaben, die heute auch als Fröbelgaben bekannt sind, und Beschäftigung. Diese Beschäftigungsmittel geben Kindern die Möglichkeit, Sinne und Fähigkeiten auszubilden.
Sprachförderung: Sprache und Sprachentwicklung spielen eine wesentliche Rolle in Fröbel Kindergärten. Dabei erfolgt die Sprachförderung begleitend: Beim Spielen, Beobachten und Entdecken kommentieren Erzieher das, was gerade geschieht. Dadurch erfahren auch kleine Kinder einen breiten Wortschatz und können sich in kleinen Dialogen üben. Zusätzlich unterstützt wird die Sprachentwicklung durch das Vorlesen von Geschichten, Bilderbüchern oder Märchen.
Elternarbeit: Das Konzept eines Fröbel Kindergartens funktioniert nur im Einverständnis und in der Zusammenarbeit mit den Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen. Dabei tauschen sich Eltern und Erzieher in regelmäßigen Abständen über die Entwicklung des Kindes aus. Ist das Kind anwesend, sollte nicht über, sondern mit dem Kind gesprochen werden.
Spiel- und Lernmaterialen von Friedrich Fröbel
Die von Fröbel entwickelten Spielgaben sind noch heute bei Kindern und Eltern beliebt und in verschiedenen Ausführungen erhältlich. Im Wesentlichen bestehen die Spielgaben aus geometrischen Grundformen wie Kugeln, Walzen und Zylindern. Das Prinzip dahinter ist, dass die Spielgaben mit Fortschreiten des Alters zur Verfügung gestellt werden. Jede Spielgabe enthält dabei Bausteine, die das Kind schon kennt, sowie neue Formen, die durch Zerteilen der bekannten Figuren entstehen. Die immer kleiner werdenden Bausteine erlauben dabei ein zunehmend differenziertes Spiel. So soll sich dem Kind die Welt mit ihren Gesetzmäßigkeiten erschließen.