Babytragen: ganz nah bei Mama und Papa

Immer mehr Eltern lieben es, ihr Baby zu tragen. Sie spüren, wie ihr Kleines die Nähe genießt, und fühlen sich selbst freier. Auch Babys finden es richtig klasse, getragen zu werden: eng an Mamas oder Papas Bauch gekuschelt, die kleinen Beinchen weit gespreizt und angewinkelt. Auf diese Weise hatten sie es sich schon viele Monate im Mutterleib gemütlich gemacht. So fühlen sich Babys aber nicht nur beschützt und geborgen. Auch Mediziner begrüßen den Trend, da die „Anhock-Spreizstellung“ dazu beiträgt, dass sich die Babyhüfte gesund entwickelt. Dafür müssen die Oberschenkelknochen mit ihren Hüftköpfen optimal auf die Hüftpfannen einwirken. Wir erklären euch, was es rund um Babytragen zu beachten gibt.

Eigenschaften und Vorteile einer Babytrage

Wenn ihr zusammen unterwegs seid und ein Kinderwagen keine Option ist, ist eine Babytrage oder ein Tragetuch eine praktische Alternative. So wird euer Baby sicher und bequem transportiert und fühlt sich bei euch rundum wohl. Vor allem ermöglicht die Babytrage eine Haltung in der Anhock-Spreizstellung, bei der die Beinchen breit angewinkelt sind und sich auf Höhe des Bauchnabels befinden. Diese Haltung ist für euren Nachwuchs bequem und fördert eine gesunde <LINK> körperliche Entwicklung.

Aber auch für die tragende Person ist durch die natürliche Haltung ein hoher Komfort gewährleistet. Außerdem habt ihr deutlich mehr Bewegungsfreiheit und könnt mühelos Treppen steigen oder schmalere Stellen passieren, die mit dem Kinderwagen problematisch wären. Durch verstellbare Gurte lassen sich Babytragen individuell an die Körperform der Trägerin oder des Trägers anpassen. Gepolsterte Gurte machen das Tragen noch bequemer.

Pucken nur als Nothilfe

Beim sogenannten Pucken wird das Baby ab den Schultern fest in ein Tuch eingewickelt, sodass die Arme nah am Körper liegen und auch für die Beine wenig Bewegungsfreiraum bleibt. Die Methode hat sich bewährt, um unruhige Babys zu beruhigen, sollte aber aus orthopädischen Gründen nur als Nothilfe eingesetzt werden. „Bei gestreckten Oberschenkeln wird die Pfanne an ihrer empfindlichsten und schwächsten Stelle belastet. Der knorpelige Anteil der unreifen Pfanne gibt nach. Sie wird verformt und dysplastisch“, warnt Professor Robert Rödl, 1. Vorsitzender der Sektion „Vereinigung für Kinderorthopädie“ in der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie (DGOU).

Denn nach der Geburt ist die Kinderhüfte zum großen Teil nur knorpelig vorgebildet. In den ersten sechs Lebensmonaten ist sie deshalb sehr empfindlich und bis zum Laufbeginn ausgesprochen formbar. Experten empfehlen deshalb, Säuglinge nur bis zum Alter von drei Monaten zu pucken, also mit gestreckten Beinen eng in ein Tuch zu wickeln.

Wenn Hüftkopf und -pfanne nicht optimal zusammenpassen, spricht man von einer Hüftdysplasie. Wird diese nicht korrigiert, verschleißt das Gelenk vorzeitig. Schon in jungen Jahren kann dann ein neues Hüftgelenk nötig werden.

Früherkennung, um OP zu vermeiden

Etwa zwei bis vier von 100 Kindern kommen mit behandlungsbedürftigen Reifungsstörungen an der Hüfte auf die Welt. Mittels Ultraschall erkennen Orthopäden und Unfallchirurgen die Hüftdysplasie unmittelbar nach der Geburt und können sie frühzeitig ambulant behandeln. Seit 1996 ist das Diagnoseverfahren fester Bestandteil der U2- und U3-Untersuchung. Eine Operation müssen betroffene Babys meist nicht über sich ergehen lassen. Ein solcher Eingriff ist erst notwendig, wenn die Fehlbildung nach dem zweiten Lebensjahr erkannt wird.

Die Drei wissen, wie‘s geht

Kathrin Göbel, Carolin Suffa und Daniela Dinkel sind das „Tragetrio“. Die drei Mütter machen sich als zertifizierte Trageberaterinnen und examinierte Kinderkrankenschwestern für das Tragen von Babys stark. Mit Kursen beweisen sie: Sogar Nordic-Walking macht mit Baby am Körper viel Spaß. Sie geben Tipps, worauf Eltern achten sollen.

Was gibt es bei der Auswahl einer Babytrage zu beachten?

Ausprobieren mit Baby

Damit die Tragehilfe „passt“, nehmt beim Kauf das Baby zum „Anprobieren“ mit. Deswegen ist es auch nicht unbedingt sinnvoll oder nötig, dass ihr euch bereits in der Schwangerschaft eine Babytrage zulegt. Ob Tuch zum Binden oder Trage ist eine Sache der persönlichen Vorliebe. Die Tücher aus elastischem Material mit einer „Tragkraft“ von maximal neun Kilogramm können nicht ganz so lang verwendet werden wie gewebte Tücher oder andere Tragehilfen. Dafür eignen sie sich am Anfang besonders gut für sehr kleine, zarte Babys, die in einer Trage noch „versinken“.

Wichtig: angehockte, gespreizte Beinchen

Achtet beim Kauf auf einen breiten Steg, damit euer Baby mit der erwünschten angehockten und gespreizten Stellung der Beinchen darin gehalten wird. Die Fußsohlen befinden sich dann etwa auf einer Höhe mit dem Babypo. Genau richtig liegen die ganz Kleinen, wenn sie ihren runden Rücken behalten dürfen. Mit der Entwicklung der Muskulatur und dem Wachstum erlangt die Wirbelsäule des Kindes erst nach und nach ihre endgültige Form.

Die Kuss-Probe

Wenn ihr eurem Nachwuchs beim Tragen einen Kuss auf das Köpfchen geben könnt, ist die Trage auf die richtige Höhe eingestellt.

Umzug auf den Rücken

Getragen wird das Kleine eng am Bauch von Mama oder Papa, mit dem Gesicht zum Körper des Tragenden. Werden die Sprösslinge lebhafter und wollen etwas von der Welt sehen, ist es Zeit für einen Umzug auf den Rücken der Eltern. Oft wird das Tragen am Bauch wegen des zunehmenden Gewichtes des Babys dann ohnehin beschwerlich.

Die richtige Kleidung

Die „Traglinge“ nicht zu warm anziehen: Die Trage ersetzt eine Schicht Kleidung und Mama oder Papa „heizen“ durch ihren Körper auch Babys Körper mit.

Alle Babytragen im Überblick

Bildnachweise

Mutter mit Kind in der Babytrage am Strand © Trendsetter Images - stock.adobe.com

Mutter mit Baby in einem gelben Tragetuch © Pixel-Shot - stock.adobe.com

Mutter mit Baby in der Babytrage in der Küche © Halfpoint - stock.adobe.com

Vater mit Baby in der Babytrage im Wald und küsst es auf die Stirn © Anikonaann - stock.adobe.com