Was macht einen guten integrativen Kindergarten aus?

Toleranz, Rücksichtnahme, Offenheit – Werte, die wir alle unseren Kindern gerne mit auf den Weg geben möchten. Doch wie können wir dafür sorgen, dass es nicht nur bei guten Vorsätzen bleibt? Wie füllen wir diese Worthülsen im Alltag mit Leben? Eine Möglichkeit ist, den Nachwuchs in einem integrativen Kindergarten anzumelden. Hier kommen behinderte Kinder und nicht behinderte Kinder zusammen. Sie wachsen aneinander und lernen voneinander. Der integrative Kindergarten steht für Gemeinsamkeit ohne Vorurteile und ohne Ausgrenzung. Zugleich schafft er einen Raum, in dem die Kinder ihre Kreativität entwickeln und ihre Persönlichkeit individuell entfalten können. Aber wie funktioniert so ein integrativer Kindergarten eigentlich? Wir haben für Sie zusammengetragen, was einen integrativen Kindergarten ausmacht und worauf Sie achten sollten.

Raum für den eigenen Rhythmus

Integrativer Kindergarten | Kinder sitzen mit Erzieherin auf Boden

Die meisten integrativen Kindergärten haben feste Tagesabläufe mit klar definierten Fixpunkten. Zum Beispiel:

  • Bringzeit

  • Morgenkreis

  • Freispiel

  • Erste Abholzeit

  • Mittagsbetreuung

Darin unterscheiden sie sich auf den ersten Blick nicht wesentlich von normalen Kindergärten. Das Besondere ist die strikte Einhaltung des Tagesplans. Das klingt zunächst wie das genaue Gegenteil von freier Entwicklung. Aber so paradox das auch erscheinen mag: Vielen beeinträchtigen Kindern gibt ein exakter Zeitplan Sicherheit. Und nur, wenn sich Ihr Kind sicher fühlt, kann es Vertrauen aufbauen und sich voll und ganz auf seinen eigenen Rhythmus besinnen. So steigen die Chancen, dass es sich täglich auf die Gruppe und die neue Situation einlässt und Freude daran entwickelt.

Selbstständige Lernprozesse ohne Leistungsdruck

Integrativer Kindergarten | Erzieherin malt mit Pinsel und Hilfestellung mit einem Jungen

Die Zielsetzung eines integrativen Kindergartens ist es, jedem Kind – unabhängig von Geschlecht, Nationalität oder Behinderung – die Möglichkeit zu geben, seine Fähigkeiten frei zu entwickeln. Stigmatisierende Leistungsprinzipien würden diese Entwicklung behindern. Daher deckt sich der Ansatz der meisten integrativen Kindergärten weitestgehend mit dem pädagogischen Konzept von Maria Montessori: Sie schaffen eine Atmosphäre, in der individuelle Stärken und Schwächen Ihres Kindes berücksichtigt werden. Selbstständig gesteuerte Lernprozesse ohne künstlich erzeugten Leistungsdruck führen zu partnerschaftlichem Lernen und nachhaltigeren Ergebnissen. Speziell geschultes Personal begleitet und fördert die Lernprozesse auf pädagogisch wertvolle Art und Weise.

Partnerschaftliche Zusammenarbeit mit geschultem Personal

In integrativen Kindergärten stehen behinderten ebenso wie nicht behinderten Kindern speziell ausgebildete Erzieher zur Seite. Sie beobachten ihre Schützlinge ganz besonders aufmerksam, reflektieren ihre Wahrnehmung ausführlich und greifen ein, wenn es wirklich nötig wird oder hilfreich ist. Im Fokus stehen dabei vor allem die Beziehungen der Kinder untereinander, aber auch das Verhältnis zwischen Kindern und Erziehern wird regelmäßig überprüft. Darüber hinaus ist in einem integrativen Kindergarten von essentieller Bedeutung, dass sich alle an der Erziehung beteiligten Personen intensiv vernetzen und ihre Bemühungen aufeinander abstimmen. Insbesondere die gleichberechtigte Erziehungspartnerschaft zwischen Kindergartenpersonal und Ihnen, als Eltern, spielt hier eine bedeutende Rolle. Aber auch die zuständigen Behörden und die jeweiligen Fachdienste sollten in relevante Entscheidungen einbezogen werden.

Fachdienste für spezielle Fördermaßnahmen

Integrativer Kindergarten | Erzieherin knetet und malt mit Kindern an einem Tisch

Um auch den Kindern mit besonderem Förderbedarf gerecht werden zu können, arbeiten integrative Kindergärten normalerweise mit einem heilpädagogischen Fachdienst zusammen. Die Pädagogen und Pädagoginnen sind Teil des Teams und im Idealfall regelmäßig vor Ort. Sie unterstützen die Kinder gezielt bei ihren Herausforderungen unter Berücksichtigung der Vorgeschichte und des sozialen Umfelds. Entsprechend werden auch hier die Eltern in Planung und Förderung einbezogen. Sofern im Einzelfall nötig, kann der heilpädagogische Fachdienst durch einen medizinischen Fachdienst ergänzt werden. Zum medizinischen Fachdienst zählen Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten und alle anderen Therapeuten, die kassenärztlich abgerechnet werden können.

Welche Vorteile bietet ein integrativer Kindergarten?

  • Erleben einer Gemeinschaft, die alle gesellschaftlichen Gruppen berücksichtigt

  • Berührungsängste zwischen Kindern mit und ohne Behinderung werden abgebaut

  • Förderung von Sozialverhalten, gegenseitiger Wertschätzung und Toleranz

  • Ganzheitliche individuelle Betreuung jedes einzelnen Kindes

  • Meist mehr Personal für kleinere Gruppen

  • Fachdienst kann frühzeitig Problemstellungen erkennen und eingreifen

  • Pädagogisch wertvolle Konzepte als Grundlage der Erziehungsarbeit

  • Intensive Zusammenarbeit aller Parteien

  • Meist hochwertige Spielmaterialien in kreativ gestalteter Umgebung

Welche Nachteile können integrative Kindergärten mit sich bringen?

  • Oft höhere Beiträge gegenüber anderen Kindergärten

  • Meist werden nur wenige Plätze als echte Integrationsplätze ausgewiesen

  • Häufig lange Wartezeiten, insbesondere für beeinträchtigte Kinder

  • Räumliche Rahmenbedingungen oftmals nicht optimal auf Behinderungen abgestimmt

  • Kinder mit komplexen Mehrfachbehinderungen können selten aufgenommen werden

Ist der integrative Kindergarten das Richtige für mein Kind?

Jedes Kind ist anders, daher lässt sich diese Frage nicht pauschal beantworten. Das Schöne an integrativen Kindergärten ist, dass sie bei der Erziehung genau auf diese individuellen Unterschiede Rücksicht nehmen. Sollen alle Persönlichkeitsanteile Ihres Kindes gefördert und beachtet werden, ist die Anmeldung in einem integrativen Kindergarten auf jeden Fall eine Überlegung wert. Steht Ihr Kind darüber hinaus vor der Herausforderung, seinen Alltag mit einer Behinderung meistern zu müssen, sollten Sie einen integrativen Kindergarten auf jeden Fall in Betracht ziehen. So ermöglichen Sie Ihrem Kind „normale“ soziale Kontakte und reduzieren die Wahrscheinlichkeit, dass es mit dem Gefühl aufwächst, am Rand der Gesellschaft zu stehen. Ob mit oder ohne Behinderung, der Besuch in einem integrativen Kindergarten trägt auf jeden Fall entscheidend zur Entwicklung von Offenheit und Toleranz bei.

Bildnachweise

Kind mit Downsyndrom hält sich an Schwing-Ringe fest © malyutinaanna- stock.adobe.com

Erzieherin knetet und malt mit Kindern an einem Tisch © LIGHTFIELD STUDIOS - stock.adobe.com

Kinder sitzen mit Erzieherin auf Boden © Krakenimages.com - stock.adobe.com

Erzieherin malt mit Pinsel und Hilfestellung mit einem Jungen © Iryna - stock.adobe.com

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