Bin ich eine Helikopter-Mutter?

Helikopter-Mutter – den Begriff hat jeder schon einmal gehört. Gemeint sind omnipräsente Mütter, die ihr Kind vor allem schützen möchten und mit ihrer ständigen Sorge sich selbst, ihren Kindern und dem Umfeld das Leben schwer machen. Aber steckt nicht in jedem ein kleines bisschen Helikopter-Mutter? Zumindest kennen alle Eltern die leichte Panik, die sich einstellt, wenn ihr Kind die ersten Male ganz allein und ohne Unterstützung zurechtkommen muss. Wir erklären, was eigentlich hinter dem Begriff Helikopter-Mutter steckt und versuchen die Grenze zwischen Fürsorge und Kontrollwahn abzustecken.

Helikopter-Eltern – Was steckt hinter dem Begriff?

Schlagwort "helicopter parents": Der englische Begriff "helicopter parents" wurde ursprünglich in den USA geprägt und entwickelte sich schnell zum Synonym für eine neue Elterngeneration, die immer präsent ist, um seine Kinder zu schützen, anzuleiten und zu unterhalten. Sie schwirren permanent über den Köpfen der Kinder und begleiten sie auf Schritt und Tritt – wie Hubschrauber einer Polizei-Sucheinheit.

Veränderte Wahrnehmung von Kindern: Mittlerweile hat sich der Begriff auch im Deutschen etabliert. Denn auch bei uns ist das Helikopter-Verhalten unter Eltern längst verbreitet. Woran das liegt? Vielleicht daran, dass sich das Bild von Kindern und Kindheit im Allgemeinen geändert hat. Heute werden Kinder als lange geplante Wunschkinder geboren, die unter möglichst perfekten Bedingungen aufwachsen sollen. Eltern, die vor der Familienplanung schon Karriere gemacht haben, sind es gewohnt, Vorgänge aktiv zu kontrollieren anstatt den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen.

Angst, als Eltern zu versagen? Nicht selten sind übertrieben engagierte Eltern auch einfach von Angst getrieben. Angst, dem Kind nicht genug bieten zu können, Angst, es nicht ausreichend zu fördern und auf die Zukunft vorzubereiten, Angst, vor allem, was in der Welt da draußen Böses passieren könnte. Alle Eltern sind mit diesen Zweifeln vertraut – sie gehören zum Elternsein ebenso dazu wie die Tatsache, dass man seine Kinder Stück für Stück loslassen muss, um ihnen den Weg ins Leben zu ebnen.

Helikopter-Mutter – was macht das mit einem Kind?

Helikopter-Mutter – was macht das mit einem Kind | Image

Alle Eltern haben im Grunde das gleiche Ziel: Ihre Kinder sicher und glücklich aufwachsen zu lassen. Helikopter-Eltern schießen jedoch ziemlich über dieses Ziel hinaus. Anstatt ihre Kinder im Freien toben zu lassen, organisieren sie Nachmittagsaktivitäten und Förderprogramme, planen die Freizeit ihres Kindes und schalten sich sofort ein, wenn sich eine Herausforderung anbahnt. Ein typischer Fall sind Eltern, die sich in kleine Konflikte ihrer Kinder mit Schulkameraden oder Lehrern sofort einmischen und ihr Kind verteidigen, die ihr Kind auf Schritt und Tritt begleiten und am liebsten auch auf die Klassenfahrt mitkommen würden, damit nichts passiert und die sich dafür einsetzen, dass der Klassenausflug keine Radtour wird, weil das viel zu anstrengend für die Kinder ist.

Aber was macht dieses Verhalten mit den Kindern? Auch, wenn Helikopter-Kinder in vielerlei Hinsicht optimal gefördert werden, vermittelt ihnen die ständige Verunsicherung ihrer Eltern vor allem fehlendes Selbstvertrauen. Eltern, die ihrem Kind jede Aufgabe und jede Entscheidung abnehmen, suggerieren vor allem eines: Das kannst du nicht allein. Aber Kinder, die keine Chance bekommen, ihre eigenen Fähigkeiten zu entdecken, verpassen wichtige Erfolgserlebnisse ebenso wie prägende Niederlagen. Das macht träge – warum Eigeninitiative zeigen, wenn es doch jemand anders richtet? – und erschwert es, Verantwortung zu übernehmen.

Wie viel Helikopter-Mutter steckt in Euch?

Wo verläuft die Grenze zwischen Fürsorge und Überbehütung? Was ist gesunde elterliche Gelassenheit, was kann wiederum bereits als Gleichgültigkeit ausgelegt werden?

Es ist nicht immer leicht, das eigene Verhalten auf dieser Skala einzuordnen. Gerade dann, wenn Eltern gegenüber Erziehern oder Lehrern ihren Standpunkt vertreten, wird ihnen schnell der Stempel Helikopter-Eltern aufgedrückt. Eigentlich ist es selbstverständlich, dass man sein Kind in Krisensituationen unterstützen möchte. Aber wann geht das eigene Engagement zu weit? Die Antwort darauf liefert in den meisten Fällen euer Kind selbst. Eltern, die Anteil am Leben ihres Kindes nehmen, die gelernt haben, seine Bedürfnisse zu erkennen, haben meist ein ziemlich gutes Gespür dafür, was sie ihrem Kind zumuten können und was nicht. Das wird immer wieder auch mit Ängsten und Zweifel verbunden sein – auch das ist ein wesentlicher Teil des Loslassen-Könnens, der Kinder zu verantwortungsvollen, selbstständigen Menschen macht.

Mut zur Gelassenheit

Checkliste für eine zufriedene Kindheit

  • Lasst euer Kind seine eigenen Erfahrungen und seine eigenen Fehler machen

  • Hört eurem Kind zu, anstatt die vermeintlich besten Entscheidungen für sein Leben zu treffen

  • Habt Vertrauen in die Fähigkeiten und in die Persönlichkeit eures Kindes

  • Gebt ihm Zeit und Raum, sich ohne Plan und ohne Verpflichtung frei zu entfalten

  • Vergesst den Perfektionismus – kein Kind muss alles können oder wissen

  • Lernt loszulassen, aber seid immer da, wenn euer Kind euch wirklich braucht

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