Ist die Verlustangst bei meinem Kind wirklich normal?
Ängste sind ebenso Teil unserer Gefühlswelt wie Freude, Wut, Trauer und viele andere Empfindungen. Daher ist vorübergehende Trennungsangst bei eurem Kind grundsätzlich eine vollkommen normale Entwicklungsphase, die im Verlauf der Kindheit immer wieder und unterschiedlich ausgeprägt auftreten kann.
Trennungsangst im Babyalter: Das berühmte „Fremdeln“
Im Alter von sechs bis acht Monaten beginnen die meisten Kinder zu fremdeln: Plötzlich nehmen sie die Trennung von den Eltern bewusst als solche wahr und beginnen zu weinen, wenn eine andere Person als Mama oder Papa sie auf den Arm nehmen will. Viele bleiben bis zum zweiten oder dritten Lebensjahr auf ihre Bezugspersonen fixiert und sind sehr misstrauisch gegenüber Fremden.
Vorübergehende Trennungsängste bei Kindern
Viele Eltern machen die Erfahrung, dass ihre Kinder völlig unvermittelt Trennungsängste entwickeln und sie Mama und Papa plötzlich rund um die Uhr „am Rockzipfel hängen“. Vielleicht ist es der Versuch, die eigene Gefühlswelt kennenzulernen und einzuordnen, vielleicht sind es andere Alltagserlebnisse, die erst verarbeitet werden müssen. Sicher ist, dass solche Ängste immer wieder auftreten können und meist nach einigen Wochen vorbei sind.
Verlustangst von Kindern als emotionale Störung
Bei einem sehr geringen Prozentsatz der Kinder sind Trennungsprobleme nicht vorübergehend, sondern besteht als erstzunehmende Störung. Diese Kinder reagieren panisch selbst bei kurzzeitiger Trennung von den Eltern, gehen abends nicht allein ins Bett oder leiden unter Albträumen. Wenn solche Ängste über lange Zeit bestehen bleiben, können betroffene Eltern und Kinder einen Kinderpsychologen aufsuchen. Eine individuelle Familientherapie kann helfen, die Trennungsängste in den Griff zu bekommen.
Was tun bei Trennungsangst meines Kindes? –Tipps für Eltern
Als Eltern kennen wir diese Tage: unser Kind will nicht in den Kindergarten, hat Trennungsangst beim Verabschieden, will doch nicht allein bei der besten Freundin sein und schon gar nicht ohne Mama und Papa ins Bett gehen.
Dass Kinder in unsicheren Situationen die Nähe von Mama und Papa suchen, ist ganz normal. Wenn die Trennungsangst bei eurem Kind vorübergehend auftritt, helfen diese bewährten Tipps:
Verständnis zeigen: signalisiert eurem Kind, dass ihr es in seiner Situation nehmt und versteht, dass es traurig und ängstlich ist. In den eigenen Gefühlen gesehen zu werden ist oft schon der Schlüssel zur Lösung.
Geduld haben: Vielleicht braucht euer Kind noch 10 Minuten Kuscheln, bevor es euch loslassen kann, vielleicht bleibt es bei der Freundin, wenn ihr anfangs mit dabei seid. Habt Geduld und gebt eurem Kind Zeit, um Sicherheit zu gewinnen.
Helferlein einsetzen: Ob Kuscheltier, das die Sicherheit von zuhause mitnimmt, Schmusetuch oder Lieblingsbuch: mit einem vertrauten Gegenstand gebt ihr eurem Kind ein Stück Sicherheit an die Hand, mit dem der Abschied leichter fällt.
An Abmachungen halten: Kinder wollen ernst genommen werden. Seid deshalb ehrlich, schleicht euch nicht einfach weg oder flunkert vor, ihr würdet gleich wieder kommen. Denn nicht eingehaltene Abmachungen schwächen das Vertrauen und verunsichern euer Kind nur noch mehr.
Kleine Schritte üben: Es muss nicht immer gleich die Übernachtung bei Oma und Opa sein. Übt mit eurem Kind den Abschied für wenige Stunden und in immer neuen Situationen, damit es auch selbst erlebt, wie es diese Abschiede gut schafft – und von selbst die Angst ablegt.
Gemeinsam neue Lösungen finden: Oft haben wir als Eltern fixe Vorstellungen davon, wie etwas funktionieren sollte. „Die anderen kriegen das auch hin“, „ich habe mich als Kind auch nicht so bitten lassen“ sind Sätze, die uns im Kopf herumschwirren. Macht euch frei von Vergleichen und findet mit eurem Kind die Lösung, die am besten zu und für euch passt. Das zeigt auch eurem Kind, dass ihr es ernst nehmt.
Sicherheit geben: Wenn euer Kind Trennungsangst hat oder aus einem anderen Grund verunsichert ist, braucht es vor allem eines: Sicherheit. Gebt eurem Kind das Vertrauen, dass ihr für es da seid und immer zum vereinbarten Zeitpunkt wiederkommt. Und lasst euer Kind immer wieder erleben, wie es auch selbst Sicherheit gewinnt – mit jedem kleinen Erfolg.