Einige Eltern können bei dieser Frage nur müde lächeln. Mein Kind schläft doch genug – wie bekomme ich selbst endlich mal wieder ausreichend Schlaf? Das Schlafverhalten von Kindern ist sehr unterschiedlich. Einige schlafen tief und fest, andere wachen häufig auf, träumen schlecht oder wollen gar nicht erst ins Bett. Auch das Schlafbedürfnis innerhalb einer Altersgruppe kann bis zu zwei Stunden variieren. Ungeachtet all dieser Unterschiede ist eines aber für alle Kinder wichtig: Dass sie für ihre Bedürfnisse ausreichend schlafen und dass der Schlaf eine gute Qualität hat. Nur so können sie sich erholen, Erlebtes verarbeiten und Kraft für den nächsten Tag sammeln. Was guten Schlaf ausmacht und wie Eltern ihre Kinder beim Schlafen unterstützen können, dazu haben wir im Folgenden ein paar Anregungen und Tipps zusammengestellt.
Schlaf gut! Wie bekommt mein Kind den Schlaf, den es braucht?
Warum ist guter Schlaf so wichtig für Kinder?
Die Schlafqualität zählt: Natürlich ist ausreichend Schlaf nicht nur für Kinder, sondern auch für Menschen aller Altersgruppen grundlegend wichtig. Für Kinder hat Schlaf aber besondere Bedeutung, da sie sich mitten in der körperlichen Entwicklung befinden. Und: Nicht nur die Länge, sondern die Art des Schlafs ist entscheidend.
Wachsen während der Tiefschlafphase: Der Nachtschlaf läuft in einem sich wiederholenden Muster aus Leichtschlaf-, Tiefschlaf-, und Traumschlafphase ab. Während der Tiefschlafphase ist der Körper tief entspannt und alle Stoffwechselvorgänge sind heruntergefahren. Jetzt regeneriert sich der Körper und bei Kindern wächst er auch. Schlafmangel oder häufige Störungen der Tiefschlafphase können sogar Wachtumsstörungen auslösen.
Schlafen macht schlau: Im Schlaf wird Gelerntes und Erlebtes verarbeitet. Schlafforscher gehen davon aus, dass das Gehirn im Schlaf Erlentes mit bekanntem Wissen verknüpft und es sich somit festigt. Auch darum ist ein guter Schlaf so wichtig für die körperliche und geistige Entwicklung.
Schlafen hält gesund: Kinder die ausreichend schlafen, sind besser vor Infektionen geschützt, da das Immunsystem genug Zeit hat, sich zu regenerieren und zu kräftigen. Zudem arbeiten die Abwehrkräfte nachts, wenn der Körper alle Funktionen herunterfährt, auf Hochturen und können Krankheitserreger gezielt bekämpfen.
Ab ins Bett: Wann sollten Kinder in welchem Alter schlafen gehen?
Die Bettgehzeit ist in vielen Familien der Zankapfel schlechthin: Während kleinere Kinder mit Protestgeschrei reagieren oder sich weigern, einzuschlafen, beginnen die älteren zu betteln oder zu verhandeln: „Nur noch zehn Minuten!“ Aber wann ist die richtige Bettzeit für Kinder und wie viel Schlaf brauchen Kinder überhaupt in welchem Alter? Eine Standard-Antwort auf diese Frage gibt es nicht: Der richtige Weg ist meist ein Kompromiss aus dem, was Ihr Kind braucht und dem, was sich am besten mit dem Familienalltag vereinbaren lässt:
Ein- bis Dreijährige brauchen rund 12 Stunden Schlaf täglich, Drei- bis Sechsjährige etwa eine Stunde weniger. Je nachdem, wann Ihr Kind aufstehen muss und ob es Mittagsschlaf macht, können Sie so die richtige Schlafenszeit errechnen.
Wichtig ist der Schlaf vor drei Uhr morgens – bis dahin regeneriert sich der Körper und schüttet Wachstumshormone aus. Sehr späte Bettzeiten lassen sich also nicht unbedingt durch langes Ausschlafen kompensieren.
Zu viel Schlaf macht Kinder schlapp und träge – bei zu wenig Schlaf wirken viele Kinder übrigens nicht müde, sondern sind sehr aktiv und nahezu überdreht.
Unabhängig davon, wann Ihr Kind ins Bett geht, sollte die Schlafenszeit möglichst wenig variieren, damit der Schlaf-Wach-Rhythmus gleichmäßig bleibt.
„Ich bin noch nicht müde!“ - Wenn Kinder nicht einschlafen wollen
Kampf ums Einschlafen: Zähneputzen, Vorlesen, noch ein bisschen kuscheln und dann ab ins Bett. Doch das Kind ist wach und bleibt auch wach. Wenn Sie aus dem Zimmer gehen, steht es auf oder beginnt zu rufen. Sie haben eigentlich noch hundert Dinge zu erledigen oder freuen sich einfach selbst aufs Bett. Aber erst muss der allabendliche Kampf ums Einschlafen ausgetragen werden.
Einschlafschwierigkeiten: So oder ähnlich läuft es in vielen Familien ab. Es gibt Kinder, die sich vehement gegen das Zubettgehen wehren und solche, die zwar brav ins Bett gehen, aber nicht einschlafen können. Die Gründe für Einschlafschwierigkeiten sind vielfältig – vielleicht sind es die Reize und Erlebnisse des Tages, die dem Kind im Kopf herumspuken, vielleicht plagen es unbestimmte Ängste, möglicherweise war der Mittagsschlaf zu lang oder das Kind ist vor Müdigkeit schon so überdreht, dass es nicht zur Ruhe findet.
Geduld und Ruhe hilft: Feste Bettgehzeiten, eine geordnete, ruhige Schlafumgebung und liebevolle Einschlafrituale helfen beim Einschlafen. Auch ausreichend Bewegung an der frischen Luft machen müde. Wichtig ist aber vor allem, dass Sie nicht die Geduld verlieren, wenn Ihr Kind nicht einschlafen kann oder will: Unterstellen Sie keine böse Absicht, sondern suchen Sie gemeinsam nach Wegen, um zur Ruhe zu kommen.
Hier finden Sie mehr zum Thema Einschlafschwierigkeiten bei Kindern
Schlecht geträumt - Wie können Eltern bei Albträumen helfen?
Gelegentliche Albträume sind normal: Fast alle Kinder träumen hin und wieder schlecht - meist ist es ein Zeichen, dass sie Erlebtes verarbeiten oder sich im Schlaf mit ihren Ängsten auseinandersetzen.
Immer reagieren: Wenn ein Kind nachts weint und ruft, sollten Sie unbedingt immer reagieren, an sein Bett kommen und es trösten. So weiß es, dass es "in Sicherheit" ist und kann sich nach einem Albtraum schneller beruhigen.
Nächtliche Helfer: Ein Nachtlicht und das Lieblingskuscheltier sind alte Vertraute, die Ihr Kind nach einem Albtraum wieder in die Realität zurückholen können.
Reizüberflutung vor dem Schlafengehen vermeiden: Starke Eindrücke oder wildes Toben vor dem Schlafengehen können Albträume fördern, weil der Kopf keine Gelegenheit mehr bekommt, das Erlebte im Wachzustand zu verarbeiten. Also besser abends auf Fernsehen, PC und toben verzichten.
Angst nehmen: Nehmen Sie Ängste Ihres Kindes ernst, sei es die Angst vor Monstern oder Geistern oder die vor dem Albtraum selbst. Manchmal hilft ein Traumfänger, eine selbstgebaute Monsterwaffe oder eine Wassersprühflasche mit "Traum-Spray" für gute Träume.
Der Nachtstreck als Extremform: Anhaltendes nächtliches Schreien ohne wirklich aufzuwachen ist kein Albtraum, sondern eine besondere Schlafstörung, die bei 2-6 jährigen hin und wieder auftritt. Der Nachtschreck (pavor nocturnus) ist für Eltern irritierend, aber harmlos und meist schnell wieder vorbei.
Mehr über das Thema Albträume und wie Eltern damit umgehen können, finden Sie hier
Warum macht mein Kind nachts ins Bett?
Endlich keine Windel mehr! Für viele Eltern ist es ein Meilenstein, wenn ihr Kind trocken wird. Nachts klappt der Übergang meist nicht auf Anhieb, vor allem in der ersten Zeit nach dem Trockenwerden machen Kinder relativ häufig nachts ins Bett. Das liegt daran, dass das Gehirn die Signale der Blase während der Tiefschlafphase noch nicht schnell genug erkennt: Das Kind wacht erst auf, wenn das Bett schon nass ist. Wenn ein Kind einen besonders tiefen Schlaf hat, dann kann es auch dann noch nächtliche Unfälle geben, wenn es tagsüber schon lange trocken ist.
Fakten zum Bettnässen:
Der Fachausdruck für regelmäßiges Bettnässen ohne offensichtliche organische Ursachen ist Enuresis nocturna.
Von einer Enuresis spricht man erst ab dem fünften Lebensjahr – in der Zeit davor ist Bettnässen bei Kindern relativ normal und kein Anlass zur Sorge.
Man unterscheidet zwischen primärer Enuresis, wenn ein Kind nie vollständig trocken war, und sekundärer Enuresis, wenn ein Kind nach mehr als sechs Monaten wieder mit dem Bettnässen beginnt.
Jungen sind etwa doppelt so häufig vom Bettnässen betroffen wie Mädchen. In den meisten Fällen gibt sich das Bettnässen von selbst.
Je weniger Aufheben die Eltern von den kleinen „Unfällen“ machen, desto schneller klappt es auch mit den trockenen Nächten.
Andere Gründe für das Bettnässen:
In seltenen Fällen hat das Bettnässen bei Kindern eine organische Ursache, zum Beispiel ausgelöst durch eine Erkrankung. Der Kinderarzt kann am ehesten sagen, ob diese Möglichkeit bei Ihrem Kind vorliegt und ob eine Behandlung erforderlich ist.
Gerade bei älteren Kindern oder bei plötzlich wieder auftretendem Bettnässen können psychische Belastungen die Ursache sein, ausgelöst etwa durch Stress, Konflikte in Schule oder Familie oder eine Überforderung Ihres Kindes. Auch hier sollten Sie den Kinderarzt um Hilfe bitten, um mögliche Gründe abzuklären und ggf. eine Überweisung zu einem Facharzt zu bekommen.
Wie Sie als Eltern am besten auf das Bettnässen reagieren und wie Sie Ihr Kind dabei unterstützen können, trocken zu werden, erfahren Sie hier.
Braucht mein Kind Mittagsschlaf?
Für die meisten Erwachsenen ist ein entspanntes Nickerchen nach dem Essen eine tolle Vorstellung. Aber Kinder sind nicht immer von dem Gedanken begeistert, sich zum Mittagsschlaf hinzulegen. Dass der Mittagsschlaf Kleinkindern gut tut und ihre Entwicklung unterstützt, darin sind sich Experten und Schlafforscher einig – aber bis zu welchem Alter sollten Kinder mittags schlafen? Im Allgemeinen wird die Mittagsstunde für Kinder bis zum vierten Lebensjahr empfohlen. Insbesondere mit dem Beginn der Kindergartenzeit und den vielen neuen Eindrücken, die dazugehören, haben viele Kinder verstärkt das Bedürfnis, nachmittags eine kleine Pause einzulegen. Andererseits sollten Sie Ihr Kind nicht zum Schlafen zwingen, wenn es nicht möchte: Vielleicht können Sie stattdessen eine Ruhezeit einführen, in der es sich still selbst beschäftigt oder sich in seine Kuschelecke verzieht. Das Schlafbedürfnis von Kindern ist individuell – einige machen schon mit zwei Jahren keinen Mittagsschlaf mehr, andere legen sich noch in der Grundschule gern für ein Nickerchen hin.
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Junge schläft mit Kuscheltier im Bett © photophonie - stock.adobe.com