Geschwisterstreit: völlig normal und trotzdem anstrengend

„Ich hatte das zuerst!“ „Das ist meins!“ „Du hast viel mehr genommen als ich!“ Allen Eltern mit mindestens zwei Kindern sind diese Sätze nur zu vertraut. Diese und viele weitere – denn der Familienalltag bietet Geschwistern nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für kleinere und größere Auseinandersetzungen. Häufig ist es sogar so, dass Geschwister, die sich besonders nahestehen, umso erbitterter streiten. Auch, wenn sie sich meist schnell wieder vertragen und einträchtig weiterspielen, kann ständiges Streiten ziemlich nervenaufreibend für die Eltern sein. Aber wie geht man mit Geschwisterstreit um? Eingreifen oder nicht? Wir haben ein paar Tipps, wie ihr im Streitfall reagieren.

Warum streiten meine Kinder so viel?

Ist das normal?

Viele Eltern sind ratlos, wenn sich ihre Kinder ständig in den Haaren haben. Ist es normal, dass Kinder jeden Tag unzählige Auseinandersetzungen haben, die teilweise sogar in handfeste Raufereien ausarten? Experten sagen ja: Schließlich verbringen Geschwister fast ebenso viel Zeit miteinander wie mit ihren Eltern. Je geringer der Altersunterschied zwischen den Geschwistern, desto häufiger kommt es zu Reibereien.

Dazwischen gehen – ja oder nein?

Grundsätzlich sollten Kinder einen Streit austragen können, um ein Problem zu bereinigen und sich wieder zu vertragen. Nur, wenn ein Streit gewaltätig wird oder kein Ende findet, solltet ihr eingreifen und versuchen, zwischen den Streithhähnen zu vermitteln.

Wofür ist das Streiten gut?

Streiten kann nervenaufreibend für die Eltern sein, aber Kinder lernen dadurch, für ihre Interessen einzustehen und sie zu verteidigen. Gleichzeitig helfen die Auseinandersetzungen Geschwistern, ihren Platz innerhalb der Familie abzustecken - und sie macht bewusst, dass auch die anderen Familienmitglieder Bedürfnisse haben, die sie durchsetzen möchten.

Die wichtigsten Grundregeln für Streit unter Geschwistern

  • Streit zulassen: Es ist nicht nötig, bei jedem Geschrei einzugreifen. Eure Kinder müssen lernen, Streitigkeiten unter sich auszumachen und eine Lösung zu finden. Vermittelt nur, wenn ein Streit kein Ende nimmt.

  • Aufmerksam bleiben: Auch, wenn ihr euch nicht einmischt, solltet ihr ein offenes Ohr für die Situation behalten. Wenn ein Kind verletzt wird oder wenn auf einmal mit Schimpfwörtern um sich geworfen wird, ist es Zeit, die Reißleine zu ziehen.

  • Neutral bleiben: Versucht, nicht Partei zu ergreifen, auch wenn z. B. das jüngere Kind dem älteren in einer Diskussion offensichtlich unterlegen ist. Ermutigt die Kinder, ihren Streit unter sich zu klären und betont, dass ihr nicht beurteilen könnt, wer angefangen hat.

  • Konflikte ansprechen: Wenn Geschwister sehr häufig oder erbittert miteinander streiten, könnt ihr den Streit in einer ruhigen Minute thematisieren. Versucht z. B. gemeinsam mit euren Kindern Verhaltensregeln für Streitsituationen aufzustellen.

  • Konsequent sein: Wenn Geschwister sich ständig um ein bestimmtes Spielzeug oder die Fernbedienung streiten, dann könnt ihr dieses Spielzeug für eine Weile weglegen oder den Fernseher einfach ausschalten. Meist ist das ein Anreiz, sich wieder zusammenzuraufen.

Selbstbewusste Kinder sind weniger anfällig für Streit

Ein häufiger Grund für Geschwisterstreit ist Eifersucht oder das Gefühl, sich seinen Platz in der Familie erkämpfen zu müssen. Kinder mit einem geringen Selbstwertgefühl neigen eher dazu, andere anzugreifen, um die eigene Position zu stärken. Darum ist es so wichtig, Kinder möglichst gerecht zu behandeln und jedem die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die es benötigt. Im hektischen Familienalltag ist es nicht immer leicht, Kuscheleinheiten, Lob und Zuwendung gleichmäßig zu verteilen. Aber ihr solltet darauf achten, dass ihr euren Kindern aufmerksam zuhört und sie in ihren individuellen Fähigkeiten bestärkt, damit ihr euch Ihrer Zuneigung jederzeit sicher sein könnt. Wenn es geht, solltet ihr hin und wieder Zeit allein mit einem Kind verbringen – abwechselnd natürlich, damit euer Kind für eine Weile eure volle Aufmerksamkeit bekommt.

So stärkt ihr die Solidarität zwischen Geschwistern

Hilfsbereitschaft fördern: Regt Geschwister an, einander zu helfen. Bittet zum Beispiel das größere Kind, dem kleinen die Mütze aufzusetzen oder fragt das kleinere, ob es helfen kann, das Lieblingsspielzeug des größeren zu finden. Das stärkt den Zusammenhalt zwischen Kindern.

Nicht vergleichen: Vergleicht nie die Fähigkeiten oder Eigenschaften eurer Kinder miteinander – damit sind Frust und Eifersucht praktisch vorprogrammiert. Besser ist es, jedes Kind für seine persönlichen Fähigkeiten zu loben.

Gerecht statt gleich: Es ist fast unmöglich, unterschiedlich alte Geschwister mit verschiedenen Persönlichkeiten völlig gleich zu behandeln – und es wäre auch nicht sinnvoll. Versucht besser, immer gerecht zu sein, jedem Kind das zu geben, was es braucht und keines zu benachteiligen.

Zusammenhalt loben: Lobt eure Kinder, wenn sie etwas gemeinsam geschafft haben ober besonders schön zusammen spielen. Auch, wenn eure Kinder im Streit mit einem Elternteil gemeinsame Sache machen, könnt ihr darauf eingehen – schließlich stärken sie sich in einer Konfliktsituation gegenseitig den Rücken.

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Großer Bruder drückt seine kleine Schwester ganz fest © Photo-maxx - stock.adobe.com