Musikalische Früherziehung für Kinder: Vorteile, Ziele und Inhalte

Musikalische Früherziehung – was ist das eigentlich und bringt das unserem Kind etwas? Diese Fragen stellen sich wohl viele Eltern. Basierend auf den Ideen von Carl Orff und seiner Assistentin Gunhild Keetman, die schon 1924 davon überzeugt waren, dass eine Verbindung aus Musik, Tanz und Gesang einen besonders positiven Einfluss auf die kindliche Entwicklung hat, wurde ein ganzheitliches Konzept entwickelt, das Kinder ab etwa drei Jahren fördern soll. Wir erklären euch, warum eine musikalische Früherziehung sinnvoll ist und wie diese aussehen kann.

Warum ist es sinnvoll, Kinder früh zu fördern?

In jungen Jahren ist das Gehirn eures Kindes voll auf „Lernen“ eingestellt. Jeder Eindruck wird verarbeitet und zu einer neuen Information oder Fähigkeit umgesetzt. Forschungen haben ergeben, dass Kinder im Alter zwischen zwei und vier Jahren besonders schnell Nervenzellen ausbilden, welche sich binnen kurzer Zeit vernetzen: Eine Förderung in diesem Zeitfenster ist also besonders sinnvoll.

Ab dem sechsten Lebensjahr ist das kindliche Gehirn dann zunehmend damit beschäftigt, die häufig genutzten Nervenbahnen zu verstärken. Die nicht oder nur wenig genutzten Verbindungen werden dann vom Gehirn wieder vergessen. Aus diesem Grund ist es wichtig, auf die Art der Förderung zu achten – und dabei den Spaß nicht zu vergessen. Sinnvoll ist nur, was auch später noch gebraucht wird und worauf aufgebaut werden kann: Mit einer frühen ganzheitlichen Förderung tut ihr eurem Kind also mehr Gutes als mit einem speziellen Sprach- oder Lesekurs vor dem Eintritt in Kindergarten und Schule. Diese Vorteile werden von den Klassenkameraden schnell aufgeholt und euer Kind langweilt sich gegebenenfalls, wenn es sich den Stoff noch einmal anhören muss und verliert dadurch den Spaß an der Schule.

Was ist musikalische Früherziehung?

Die musikalische Früherziehung gibt Kindern die Möglichkeit, erste Erfahrungen mit Musik zu machen. Sie lernen verschiedene Instrumente kennen, lernen eines oder mehrere davon zu spielen und können sich frei und intuitiv zur Musik bewegen. Oft wird in der Krabbelgruppe, Krippe oder Kita schon gerne zusammen gesungen, geklatscht oder getanzt. Die musikalische Früherziehung baut darauf auf und soll das Ganze vertiefen – vielleicht sogar als Basis für späteren Gesangs-, Tanz- oder Musikunterricht.

Die musikalische Früherziehung lehrt euren Nachwuchs aber nicht nur die Beschäftigung mit Musik, Gesang und Tanz, sondern wirkt sich auch insgesamt positiv auf die Entwicklung des Kindes aus. Die Erfahrungen sind so beispielsweise auch förderlich für die motorische, körperliche und sprachliche Entwicklung.

Ziele und Inhalte der musikalischen Früherziehung

Die musikalische Früherziehung hat es sich zum Ziel gesetzt, Kinder ganzheitlich zu fördern. Die Basis bildet hierbei die Musik, aber auch Tanz und Gesang spielen wesentliche Rollen. Das gemeinsame Musizieren in Gruppen aus gleichaltrigen Kindern gibt Raum für Bewegung, Spiel und Begegnung. Dabei wird vor allem darauf gesetzt, dass Kinder sich voll und ganz mit der Aufgabe beschäftigen und sich ausprobieren, ohne dabei Gefühle von Scham zu entwickeln, wie es bei den meisten Erwachsenen der Fall wäre, wenn sie vor fremden Leuten etwas vorsingen oder -tanzen sollen.

Inhalte musikalischer Früherziehungskurse

  • Kennenlernen und Spielen unterschiedlicher Musikinstrumente (Orff-Instrumente wie Trommeln, Rasseln, Triangeln, Glockenspiele oder Xylophone)

  • Lernen von vielen einfachen Liedtexten und Tänzen

  • Bewegung, frei oder in Choreografie, mit oder ohne Musik

  • Ausbildung des Gehörs: hohe und tiefe Töne, laut und leise, lange oder kurze Töne

  • Einführung in den Notenschlüssel

  • Arbeit in Gruppen

Was sind die Vorteile musikalischer Früherziehung?

Studien belegen, dass Kinder, die sich schon früh mit Musik beschäftigen, meist schlauer, kreativer und sozialer sind. Aber was genau sind die Vorteile von musikalischer Früherziehung?

Zusammenarbeit beider Gehirnhälften:

Da Kinder während der Kurse nicht nur hören oder singen, sondern die Musik auch mit Bewegung verbinden, werden beide Gehirnhälften angeregt und müssen zusammenarbeiten. So können auch andere Fähigkeiten wie Lesen oder Rechnen später besser erlernt werden.

Erste Erfahrungen sammeln:

In der Früherziehung können die Kleinen schon früh Vorlieben entwickeln und sich dann später leichter für ein Instrument und den passenden Unterricht entscheiden. Und auch wenn sich euer Kind während des Kurses nicht für ein bestimmtes Instrument begeistern kann, entdeckt es hier vielleicht Vorlieben fürs Tanzen oder Singen.

Soziale Kompetenzen werden erlernt:

Euer Kind besucht den Kurs zusammen mit etwa acht bis zwölf anderen Kindern. Sie lernen gemeinsam, die Musikinstrumente zu spielen und müssen dabei auch auf den anderen achten und hören, damit am Ende alles harmonisch klingt. So schulen sie auch ihre Kompetenzen miteinander.

Konzentration wird geübt:

Um richtig mitspielen und die Unterschiede in der Musik herauszuhören zu können, muss sich euer Kind konzentrieren. So lernt es auch für später, sich auf eine Aufgabe fokussieren zu können.

Kreativität gefördert:

Neben den geführten Tänzen gibt es auch Zeit, in der sich Kinder bewegen können, wie es ihnen gefällt. So festigen sie nicht nur ihr Körpergefühl, es ist ihnen nämlich ziemlich egal, wie die Bewegungen aussehen – Hauptsache, sie machen Spaß!

Wo wird musikalische Früherziehung angeboten?

Musikalische Früherziehung wird in der Regel in Kursen angeboten, die über etwa zwei Jahre gehen. In Deutschland bieten Musikschulen die Kurse für Kinder von drei bis sechs Jahren an. Es wird jedoch empfohlen, etwa zwei Jahre vor der Einschulung, also mit vier bis fünf Jahren, mit der musikalischen Förderung zu beginnen. Auch viele Kindergärten bieten die Früherziehung als Kurs für interessierte Kinder an. Am besten informiert ihr euch bei Freundinnen oder Freunden und Bekannten, die euch sicher einen guten Kurs empfehlen können.

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Zwei kleine Mädchen machen Musik mit Zylophn und Tampurin © liderina - stock.adobe.com